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Nachwehen

Lange herrschte hier Stille. Von einigen Seiten hörte ich Sorgen, doch die meisten merkten über Twitter, dass ich lebte und es mir mit einigen Höhen und Tiefen gelang mich langsam wieder im Leben einzurichten. Nur Bloggen dafür fehlten die Ressourcen. Mal fehlte die Kraft, die Zeit, die Lust, die Worte, mal auch alles.

Wie hier zu lesen war startete 2017 nicht sonderlich gut für mich. 2 Klinikaufenthalte in kurzer Zeit, Lähmung der Beine, Rollstuhl, Sepsis( Blutvergiftung), septischer Schock, beinahe nicht überlebt und und und. 

Ich kam wieder nach Hause geschwächt und massiv eingeschränkt. Mit dem Rollstuhl kam ich nicht ins Bad. Es galt eine Menge zu improvisieren. Außer auf dem Hosenboden oder Huckepack kann ich die Wohnung lange nicht verlassen. Der Physiotherapeut kommt zwei Mal in der Woche. Ein harter Kampf. Stück für Stück kämpfe ich mich vor. Aus Rollstuhl wird Rollator. Irgendwann ist der Tag gekommen da habe ich nur noch eine kleine Orthese die mir hilft den linken Fuß zu heben. Auch sie verschwindet. Ein weiterer, weniger heftiger Schub bringt mich noch einmal ins Krankenhaus. Langsam geht mir die Puste aus.

Während es mir gesundheitlich immer besser geht, geht es mit anderen Dingen immer mehr bergab. Am Ende wäre beinahe die Beziehung mit dem Chaosking auf der Strecke geblieben.

 

Man stelle sich vor ich war für mehrere Monate nahe zu 100% Abhängig von ihm. Ich kam im Zweifel nicht mal alleine an ein Glas, etwas zu trinken oder geschweige an meine Klamotten. Baden oder duschen ist alleine nicht möglich. Ich komme ja nur durch Tricks ins Bad, der Rollstuhl muss vor der Tür bleiben. Also alleine aus der oder in die Wanne zu gefährlich. Der Wannenliftes kommt erst als er eigentlich fast nicht mehr gebraucht wird.

Wir streiten und keifen wegen jeder Kleinigkeit. Ich fühle mich deprimiert, eingesperrt, allein gelassen, abgeschnitten, hilflos, abhängig, nutzlos und und und. Der King muss Arbeit, Haushalt, Pflege, Arztbesuche unter einen Hut bringen.

Selbst als ich wieder laufen kann merke ich die körperliche Schwäche, wie wahnsinnig schnell ich erschöpft bin. Ich kann es aber nicht verständlich machen. Noch mehr Streit, noch mehr Frust. Irgendwann weiß keiner mehr weiter. Es kommt zum diesen Streit und eine Aussprache mit vielen Tränen. Wir beginnen den Kampf um unsere Liebe.

 

Zwischen all dem auch noch das Studium.  Jede Stelle schickt mich weiter, keiner fühlt sich wirklich zuständig. Mit der Einschränkung gibt es kaum Möglichkeiten wie ich weiter studieren kann. Ich nehme ein Urlaubssemester und jetzt noch eins. Es dauert bis fast September bis ich endlich jemand finde der mir richtig helfen kann, auch davor hatte ich etwas Hilfe bekommen.

Daneben arbeitet es in mir. Auch an mir ist die vergangene Zeit nicht ohne Spuren vorbei gegangen. Allerdings nach der sehr, sehr schwarzen Phase und viel Arbeit merken wir beide wie die Liebe langsam wieder Knospen sprießen lässt und das Vertrauen, das Zugehörigkeitsgefühl und all das um so stärker blühen. Unsere Beziehung bekommt wieder eine tiefe Verbundenheit. Der Streit wird weniger, dass Verständnis und die Aufteilung mehr.

Trotz einiger Freunde fühle ich und auch der King uns lange nicht angekommen in der neuen Heimat und meine Einschränkung zeigte uns wie klein unser soziales Netz ist. Wir beginnen uns einen Sport zu suchen. Die abschließende Wahl steht noch aus. Außerdem treten wir wieder in eine HiOrg ein und merken schnell es ist gut neue Leute kennen zu lernen.
Inzwischen ist unser sozialer Kreis deutlich erweiterter und wir haben einfach mehr Schultern, auf die wir die Last verteilen können. Auch mehr Leute mit denen wir gerne Zeit verbringen, neue Vertraute. Auch der King hat Menschen gefunden bei denen er sich öffnen kann. Einer erneuten schweren Zeit sehe ich nun mit neuer Zuversicht entgegen. Wir sind einfach anders entlastet und auch auf mehr Schultern.

Im Oktober reisten wir für einige Tage nach London und ließen es uns einfach richtig gut  gehen. Sammelten neue Kraft und Erlebnisse für das gemeinsame Fundament.

Es war ein hartes Jahr, aber auch ein Gutes. Allerdings hatten all diese Ereignisse auch Nachwehen und die musste ich erst einmal verarbeiten und mich sortieren. Ich hatte einfach die Prioritäten anders gelegt. Nun habe ich wieder Kraft, Freude und eben auch Ressourcen für meinen Blog.

Willkommen zurück, schauen wir was die Zeit bringt. Ich hoffe es ist noch jemand da.

 

2 Kommentare zu „Nachwehen

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